Im Haus meiner Großeltern (Ebertstraße) lebten meine Eltern in den frühen 60gern zunächst in einer kleinen Wohnung direkt unter dem Dach. Aus dem Fenster der winzigen Stube wo mein Kinderbett stand, bot sich ein interessanter Blick auf eine der Hauptverkehrsadern meiner Heimatstadt.

Neben dem heute in die Jahre gekommenen Berliner Bären Denkmal mündete damals „neu“ die Berliner Straße in die Hohemarkstrasse ein. Die Trambahnlinie 24 staute beim Überfahren der Straße in regelmäßigen Abständen den im Vergleich zu heute noch überschaubaren Verkehr. Manchmal ratterte eine bimmelnde Lok mit ihrer Last zum Kammerer oder weiter hinauf in Richtung Motorenfabrik. Die neue Post wurde eröffnet und ein paar Jahre danach Orschels erstes Jugendcafé. Das alte, in der Gründerzeit errichtete Wohngebäude Ecke Hohemark-Ebertstrasse musste Ende der 60ger Platz machen für ein großes modernes und wesentlich höheres Wohnhaus mit integriertem “ Heimo“-Supermarkt.

Als mein Urgroßvater Magnus Müller 1924 in sein neu errichtetes Haus an einem staubigen Feldweg einzog der damals Teil des Köbeners war, schweifte der Blick hinüber zur Portstrasse noch über Baumgrundstücke und Gemüsegärten. Daran änderte sich auch nicht viel als mein Großvater der „Müller Schorsch“ sein eigenes Haus in den 30gern direkt neben dem seines Vaters errichtete. Einzig der Feldweg wurde in Schlageterstrasse umbenannt, nach 1945 in Ebertstrasse.

Viel hat sich seit der Aufnahme des Fotos (um 1950) verändert. Bei meinem letzten Besuch hörte ich, dass das Postgebäude abgerissen werden soll. Auch das Wohnhaus unseres früheren Nachbarn Möller aus den 1950gern mit markantem Spitzgiebel wurde erst kürzlich dem Erdboden gleich gemacht …wohl für zweckmäßigere Würfelneubauten ?! Tempi passati.