Das abgebildete Foto ist um 1923 entstanden und zeigt die Kolonialwarenhandlung von Alois Hehner im Anwesen Ackergasse 28.

Historisches Foto aus dem Besitz meines Großvaters, des hier abgebildeten, Georg Müller 1907- 1982

Die Frau mit der Schürze ist Luise Hehner geb. Homm, die ihre Hand auf die Schulter ihres Sohnes Heinz (?) legt. Bei dem jungen Mann mit der Mütze handelt es sich um Georg Müller aus der Nachbarschaft. Er wurde 1907 im Haus Eppsteiner Str. 1 geboren und erlernte das Modellschreinerhandwerk. Für dieses Foto hatte er seinen „Sonntagsstaat“ angelegt mit Schirmmütze (Batschkapp), Überzieher, Breeches, Ledergamaschen und Lederstiefeln.

Luise Hehner geb. Homm * 1881 aus dem Anwesen Ackergasse 28 heiratete 1902 den Eisendreher Alois Hehner 1879-1931 aus dem Haus Wiederholtstr. 5, der nach der Heirat in die Ackergasse 28 zog und im Fuhrgeschäft seines Schwiegervaters Georg Homm arbeitete. Später übernahm er dieses Unternehmen. Aus der Ehe gingen zwischen 1903 und 1918 sieben Kinder hervor.

Im Ladengeschäft etablierte sich ab 1903 eine Metzgerei die von Johann Homm ( Sohn des o.g. Georg Homm), Wilhelm Kamper, Franz Eichenberg und Karl Rückert bis 1912, betrieben wurde.

Zeitlich direkt im Anschluss daran eröffneten Alois und Luise Hehner das Kolonialwarengeschäft, wo Luise ( im Umfeld auch „Tante Luise“ genannt) hinter der Verkaufstheke stand und das Geschäft auch nach dem Tod ihres Mannes (1931) weiterführte.

Anfang der 1920er Jahre kam das Anwesen in den Besitz des Weißbindermeisters Josef Ruppel und seiner Frau Margarethe geb. Raufenbarth und wurde „Margarethenhof“ genannt. Das Kolonialwarengeschäft existierte wahrscheinlich noch bis zum Kriegsbeginn 1939. Nach dem Abbruch des Margarethenhofs im Jahr 1969 entstand 1977/78 hier ein Wohn-und Geschäftshaus in dem bis Ende 2003 das Restaurant „Wienerwald“ sein Domizil hatte.

Text( teilweise gekürzt) von Bernd Ochs aus Oberursel – Einst und jetzt 283. Ausgabe

PS: Wie ich bei meinem letzten Besuch in Oberursel Anfang Dezember 2021 sehen konnte, gibt es an der Stelle der einstigen Kolonialwarenhandlung Hehner wohl wieder ein Feinkostgeschäft “ Marché du Sud“.